Wie komme ich zu einer guten Einschätzung?
Unter „Wie schätze ich mich selbst ein?“ haben wir das Beispiel von Tobi und Flo gesehen. Die beiden besuchen unterschiedliche Klassen derselben Realschule. Sie haben die gleiche Klassenarbeit in Mathe geschrieben und dieselbe Punktzahl erzielt (23 von 30 möglichen Punkten). Wie kommt es nun dazu, dass Tobi denkt, er ist sehr gut in Mathe, während Flo denkt, dass er ziemlich schlecht ist?
Dass Tobi und Flo sich in ihrer Selbsteinschätzung unterscheiden, kann natürlich viele Gründe haben. Ein wichtiger Grund für unterschiedliche Selbsteinschätzungen ist aber häufig der Vergleich mit Mitschülerinnen und Mitschülern. Auch in unserem Beispiel ist der Unterschied zwischen Flo und Tobi der Klassendurchschnitt. Tobi ist mit seiner Punktzahl besser als der Klassendurchschnitt (der lag bei 20 Punkten), Flo jedoch schlechter (der Klassendurchschnitt lag in seiner Klasse bei 27 Punkten). Der Vergleich mit den Mitschülerinnen und Mitschülern der Klasse ist für viele wichtig und beeinflusst die Einschätzung, ob man gut oder schlecht in einem Fach ist.
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Tobi | Flo | |
Anzahl möglicher Punkte | 30 Punkte | 30 Punkte |
Leistung Klassenarbeit | 23 Punkte | 23 Punkte |
Klassendurchschnitt | 20 Punkte | 27 Punkte |
„Klassenranking“ | 3.-Bester | 5.-Schlechtester |
Die Selbsteinschätzung entsteht selbstverständlich nicht nur durch eine Punktzahl in einem einzigen Test. Aber wenn eine Schülerin oder ein Schüler mehrere Male schlechter als der Klassendurchschnitt ist, kann sich daraus leicht eine niedrigere Selbsteinschätzung entwickeln. Das Beispiel von Tobi und Flo haben wir erfunden. Allerdings zeigen Studienergebnisse, dass viele Schülerinnen und Schüler sich tatsächlich mit den Mitschülerinnen und Mitschülern der eigenen Klasse vergleichen – egal ob es sich dabei um eine „gute“ oder „schlechte“ Klasse handelt.
Manche Schülerinnen und Schüler sagen sich möglicherweise:
„Ich streng mich an, sag mir ich kann‘s, und trotzdem werde ich nie besser in der Schule“
Wie kann das sein? Das könnte daran liegen, dass einige stark auf die Mitschülerinnen und Mitschüler schauen. Tobi sieht ja oft, dass seine Leistungen besser als der Klassendurchschnitt sind. Flo hingegen, der in einer guten Klasse ist, bemerkt, dass er öfter schlechter als der Klassendurchschnitt ist. In einer Klasse lernen aber alle hinzu, die einen mehr, die anderen weniger. Der Vergleich mit Banknachbarinnen und Banknachbarn sagt deshalb nicht aus, ob man sich verbessert hat.

Deshalb ist es sinnvoller, sich mit sich selbst zu vergleichen: Was konnte ich vorher, was kann ich jetzt? Denn Forschungsergebnisse zeigen: Wer sich nicht mit anderen, sondern mit eigenen früheren Leistungen vergleicht, erkennt den eigenen Lernfortschritt am besten.
Fazit: Insgesamt heißt das also, dass man sich nicht nur mit seinen Mitschülerinnen und Mitschülern, sondern auch mit den eigenen früheren Leistungen vergleichen sollte.